Digitaltag 2021: Von der Blüte in die Flasche – wie die Blockchain-Technologie regionale Erzeugnisse vom Ursprung an begleitet
Welche landwirtschaftlichen Daten sind für Kundinnen und Kunden des Lebensmitteleinzelhandels von Interesse? Wie werden diese erhoben und was hat die Blockchain-Technologie damit zu tun? Wir sind diesen Fragen gemeinsam mit Teilnehmenden des Digitaltags 2021 nachgegangen.
In den letzten Jahren hat sich eine große Anzahl von Anwendungsfeldern für die Blockchain-Technologie entwickelt, insbesondere im Kryptowährungs- und Finanzbereich. Die besonderen Eigenschaften der Blockchain-Technologie sind dabei die dezentrale Nutzung und Fälschungssicherheit sowie die Transparenz in der Verarbeitung der Daten. Diese Eigenschaften werden zunehmend auch in der Landwirtschaft benötigt, denn neben vollständig transparenten Lieferketten und der automatisierten Erfassung von Daten scheint die dezentrale Speicherung von Informationen einen vertrauenswürdigen Umgang mit Daten zu garantieren. Doch die Erforschung der Potenziale dieser Technologie für landwirtschaftliche Anwendungsfälle lassen noch viel Spielraum für die Erprobung dieser Technologie, insbesondere im Obst- und Weinbau. Das Experimentierfeld EXPRESS hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Stärken der Blockchain-Technologie in mittelständische sächsische Wein- und Obstbaubetriebe hinein zu tragen und dort ein „Blockchain-Readiness-Konzept“ zu ermöglichen.
Foodtracing – Welche Informationen soll der Apfelsaft transportieren?
Es ist anzunehmen, dass durch die Digitalisierung und die Nutzung von Daten zukünftig sowohl der Kaufprozess als auch die Kaufentscheidung durch digitale Mittel ergänzt wird. Aber nicht immer werden alle Informationen, die erfasst werden können, auch auf der Flasche gewünscht. Doch wieviel Transparenz wird von einem Produkt, wie dem Apfelsaft, erwartet? Welche Angaben und Kennzeichnungen sind wirklich interessant für Verbraucherinnen und Verbraucher? Welche Informationen bieten einen Mehrwert und führen möglicherweise zu einem bevorzugten Kauf?
In unserem interaktiven Workshop haben Teilnehmende des Digitaltags 2021 die Reise des Apfels entlang seiner Produktionskette, d. h. von der Blüte des Apfelbaumes bis in den Einkaufskorb, hinsichtlich Nachverfolgbarkeit und Transparenz diskutiert. Wir haben die Teilnehmenden des Workshops befragt und folgende Antworten erhalten:
- Alle wünschen sich die Angabe der „Nachhaltigkeit des Produktes“, wie beispielsweise einen ökologischen Fußabdruck oder eine CO2-Bilanz.
- Eine große Mehrheit der Teilnehmenden erwarten „spezifische Herkunftsangaben und regionale Herkunft“ auf ihrem Produkt.
- Weitere wünschen sich Angaben zu „fairen Produktionsbedingungen“ und eine „umweltverträgliche, ressourcenschonende Erzeugung“, wie z. B. eingesetzte Wassermengen.
- Weniger als die Hälfte sind an der Kennzeichnung mit „offiziellen Siegeln“ interessiert.
Die Antworten zeigen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sich durchaus stark für die Transparenz in der Herstellung, der Verarbeitung und des Ursprungsorts des verarbeiteten Obsts interessieren. Insbesondere Aspekte der nachhaltigen Produktion sowie der regionalen Herkunft werden als Mehrwert benannt. Die Erkenntnisse liefern nun erste Anhaltspunkte für die notwendigen Datenpunkte auf dem Feld, welche mittels vernetzter Sensortechnik automatisiert erfasst und durch Nutzung der Blockchain-Technologie fälschungssicher transportiert werden können.
Regionalität und Blockchain-Anwendung im Obstbau
Im Schwerpunkt „Regionalität“ erprobt das Team vom Experimentierfeld EXPRESS die transparente und fälschungssichere Erfassung, Aufbereitung und Dokumentation von Informationen regional erzeugter Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette für Endverbraucherinnen und -verbraucher sowie Behörden. In Kooperation mit mittelständischen landwirtschaftlichen Betrieben im Obstbau und Blockchain-Anbietern werden einzelne Prozesse und Produkte vor allem im Hinblick auf die interne Dokumentation von landwirtschaftlichen Betrieben im Obstanbau untersucht.
Wir bedanken uns noch einmal für die spannende und angeregte Diskussion während des Workshops und freuen uns auf den weiteren gemeinsamen Austausch mit Ihnen. Denken Sie gern beim nächsten Glas Apfelsaft an uns.